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Die schriftliche Prüfung
- Name
- Joanna Marciniak
Lernen der prüfungsrelevanten Inhalte
Das Repetitorium
Da das Repetitorium quasi das Standardwerk für die Vorbereitung auf die schriftliche Prüfung ist, möchten wir dies etwas näher vorstellen. Es besteht aus zehn Kapiteln. Je nach Vorwissen und Ausbildung sind einige Kapitel intuitiver zu verstehen als andere. Für mich als angehende Verhaltenstherapeutin (PP) waren folgende Kapitel schnell verständlich und gut zu lernen:
- Psychologische Grundlagen: In diesem Kapitel wird vieles aus dem Psychologiestudium wiederholt.
- ICD-10: In diesem Kapitel sind die ICD-10 Kriterien, die wir überwiegend aus unserem Praxisalltag kennen, zusammengefasst.
- Verhaltenstherapie: Die Inhalte dieses Kapitels umfassen die Grundlagen der VT.
Folgende Kapitel fand ich und auch meine Kommiliton:innen zeitaufwendiger zu lernen:
- Unterkapitel Recht des Kapitels “Rahmenbedingungen”: Hier werden z. B. wichtige Gesetze und Versorgungsstrukturen vorgestellt. Dieses Wissen ist eher trocken und man benötigt etwas Zeit, um die Zusammenhänge zu verstehen und zu behalten.
- Medizinische & Pharmakologische Grundlagen: Diese Inhalte sind zwar praxisbezogener und z. T. auch für unseren Arbeitsalltag wichtig, jedoch sind die Kapitel ziemlich umfangreich. Viele Inhalte waren für mich auch ziemlich neu. Mich persönlich hat das Lernen dieser beiden Kapitel die meiste Zeit gekostet.
- Psychoanalytisch begründete Verfahren: Ich fand es zwar sehr interessant mehr über die Grundlagen der “anderen Therapieschule” zu lernen. Jedoch musste ich das meiste in diesem Kapitel von Grund auf neu lernen, sodass es für mich nach den Medizinischen und Pharmakologischen Grundlagen das zweitaufwendigste Kapitel war.
- Weitere Verfahren: Das Kapitel ist an sich gut durchzuarbeiten und verständlich. Es behandelt die prüfungsrelevanten Themen systemische Therapie und Gesprächstherapie jedoch eher oberflächlich. Hier solltest Du Dir Zeit für weitere Literaturrecherche einplanen.
Das Repetitorium enthält sehr viele Informationen. Wenn Du nicht ein absolutes Superbrain bist oder nur auf Bestehen lernst, dann reicht es in der Regel nicht die Kapitel nur einmal durchzulesen. Um eine gute Note zu schreiben ist es wichtig die Kapitel intensiv durchzuarbeiten, zu besprechen und Dein Wissen zu diesen zu testen. Die folgenden Punkte können Dir helfen, das Wissen nachhaltig zu verankern:
- Wöchentliches Nachbesprechen eines Kapitels mit Freund:innen
- Das Buch Approbationsprüfung Psychotherapie: Lernhilfe mit Prüfungsfragen zum Repetitorium und ICD-10
- Kreuzen mit der DPtV-Lernapp und falsche Antworten nachschlagen (die Kategorien in der App orientieren sich an den Kapiteln im Repetitorium)
- Wichtigste Punkte rausschreiben z. B. mithilfe der Lernkartei-Software Anki oder mit den klassischen Lernzetteln, die Du z. B. in der Wohnung an die Wände hängst oder beim Spazieren durchgehst
Für die Kapitel ICD-10 und weitere Verfahren habe ich neben dem Repetitorium Zusatzliteratur verwendet. Im ICD-10 Taschenführer habe ich nicht jedes Kriterium einer Störung auswendig gelernt. Stattdessen habe ich versucht, die Kriterien so zu lernen, dass ich eine Störung zu einer gegebenen Beschreibung nennen kann (z. B. “Eine 25-jährige Soldatin berichtet im Erstgespräch von Symptomen […]. Welche der genannten Störungen liegt nach ICD-10 bei diesen Symptomen am wahrscheinlichsten vor?”). Beim Kreuzen der Altklausurfragen bekommst Du ein Gefühl für die Art der Fragen, die häufig zu den ICD-10 Kriterien gestellt werden. Zum Beispiel: Zusatzliteratur
- Zuordnung der Störungen zu den Kategorien (“Welche der folgenden Störungen werden zu den Störungen der Geschlechtsidentität (F64.) gezählt?”)
- Zeitkriterien der verschiedenen Störungen (“Wie lange hält eine akute Belastungsreaktion an?”)
- Kriterien, die ähnliche Störungen voneinander abgrenzen (z. B. Somatoforme Störungen, schwere Depression vs. schwere Depression mit somatischen Syndrom, …)
Die Prüfung setzt sich aus ganz neuen Fragen, identischen Altklausurfragen sowie vergleichbaren Altklausurfragen (entweder gleiche Art von Fragen z. B. zu ICD-10 Kriterien, oder Fragen zu gleichen Inhalten z. B. zu bestimmten Modellen, etc.) zusammen. Den größeren Anteil machen identische und vergleichbare Altklausurfragen aus. Ein kleinerer Anteil sind wirklich ganz neue Fragen zu Inhalten, die noch nie abgefragt wurden. Durch das Kreuzen erhältst Du ein Gefühl für die wichtigen Prüfungsinhalte und kannst diese verstärkt lernen. Daher ist es durchaus sinnvoll schon früh mit dem Kreuzen zu beginnen. Dabei gewöhnst Du Dich auch direkt das Vorgehen beim Kreuzen. Es gibt drei verschiedenen Fragetypen (Freitext, Single-Choice und Multiple-Choice). Für die Single-/Multiple-Choice-Fragen solltest Du Dich im Ausschlussverfahren üben und generell gilt: aufmerksames Lesen ist sehr wichtig. Oft werden Verneinungen in die Fragen und Antworten eingebaut oder zwei Antwortmöglichkeiten unterscheiden sich nur durch ein Wort (z. B. “und” oder “oder”). Das Überlesen solcher Details kostet wichtige Punkte! Für das effektive und unkomplizierte Kreuzen haben wir eine KreuzenApp entwickelt, die wir in Kooperation mit der DPtV betreiben. Die App enthält die originalen Altklausurfragen des IMPP ab 2014. Die Prüfungsfragen sind darin in Kategorien einsortiert, die den Kapiteln des Repetitoriums ähneln. Beim Kreuzen mit der DPtV-App gibt es verschiedene Ansätze:
- Alle Fragen einer Kategorie nach dem jeweiligen Repetitorium-Kapitel kreuzen
- Fragen aller Kategorien kreuzen, parallel das Repetitorium lernen
- Zuerst Fragen aller Kategorien kreuzen, um ein Gefühl für die Fragen zu bekommen z. B. während der Ausbildung oder beim Erstellen der Falldokumentationen. Dann beim Durcharbeiten des Repetitoriums, die Fragen des jeweiligen Kapitels kreuzen.
Die Vorbereitungsdauer auf die schriftliche Prüfung ist natürlich total individuell. Sie hat bei mir ca. 3 1/2 Monate gedauert. Ich habe in der Zeit in Teilzeit gearbeitet und habe mir einmal 1 1/2 Wochen “Lern-Urlaub” genommen. Als Vergleichswert würde ich mich eher als genauen, aber langsamen Lerntyp beschrieben. Ich habe auch schon von Kolleg:innen gehört, die sich nur einen Monat vorbereitet haben. Drei Monate ist jedoch eher der Durchschnitt. Da meine letzte Prüfung im Studium schon ganz schön lange her war und diese Prüfung auch anders ist als alle anderen Prüfungen bisher, war ich am Anfang recht ratlos wie ich anfangen soll. Für alle Ratlosen, so bin ich letztendlich vorgegangen: Im Studium habe ich immer mit Lernzetteln gelernt. Da das Repetitorium quasi schon die Quintessenz des Prüfungsstoffes ist und das Erstellen von Lernzetteln für den gesamten Prüfungsstoff sehr zeitaufwendig ist, habe ich mich zum ersten Mal gegen Lernzettel entschieden. Das hat mich während des Lernens ziemlich verunsichert, war aber im Nachhinein für mich die richtige Entscheidung. Ich habe mich vor allem auf das Kreuzen mit Nachschlagen von falschen Antworten, Lesen mit unterstreichen und das wöchentliche Nachbesprechen mit meiner Lerngruppe fokussiert. Ich habe das Repetitorium einmal ordentlich durchgearbeitet und kurz vor der Prüfung nochmal fokussiert die wichtigsten Stellen nachgearbeitet. Die letzten 2–3 Wochen habe ich mich auf das Kreuzen von Probeprüfungen inkl. Nachschlagen der falschen Antworten fokussiert. In der Prüfung zählen nur die Antworten, die auch auf dem separaten Antwortbogen eingetragen sind. Da ich schon Horror-Übertragungsgeschichten (in der Zeile verrutscht, nicht mehr geschafft zu übertragen, eine Seite ganz vergessen) gehört habe, habe ich mir den Vorgehen beim LernenIMPP-Antwortbogen (Musterbeleg Psychotherapie) mehrfach ausgedruckt und habe das Übertragen geübt. Dazu habe in der App die Funktion Prüfungsmodus (ohne Anzeigen der richtigen Antwort) geöffnet und die Antworten nach jeder Frage übertragen. Die Fragen der zwei neusten Altklausuren sind in der App in einer separaten Kategorie abgespeichert. Du kannst Dir diese Fragen also aufsparen, um kurz vor der Prüfung zu schauen, auf welchem Notenstand Du Dich befindest. Dieses Vorgehen hat mir viel Sicherheit für Prüfung gegeben.
Tipps für die Prüfung
- Überprüfe den Ort der Prüfung und nehme Dir am Tag der Prüfung genügend Zeit für die Anfahrt. Dazu gibt es wilde Geschichten von PiA, die in den falschen Ort gefahren sind oder sich aufgrund eines Staus verspätet haben.
- Denke daran Deine Einladung zur Prüfung, die Du per Einschreiben (In Schleswig-Holstein vom Landesamt für soziale Dienste) erhalten hast, mitzunehmen.
- Falls Du geräuschempfindlich bist, pack Dir Ohropax ein.
- Meistens gibt es in den Prüfungsräumen eine Uhr. Nimm aber vorsichtshalber ein Uhr mit. Achtung! Smartwatches sind nicht erlaubt.
- Lese die Frage aufmerksam durch, unterstreiche das wichtigste, achte auf Verneinung
- Prüfe wie viele Antworten gefordert werden (Einfach/Mehrfachantwort)
- Wenn Du Dir nicht sicher bist, rate! Falsche Antworten geben keine Minuspunkte. Mir hat es geholfen, die Antwortmöglichkeiten, bei denen ich mir sicher war, dass sie falsch sind, durchzustreichen.
- Übertrage die Antworten direkt. Wenn Du noch nicht ganz sicher bist, übertrage sie, aber markiere sie auf dem Antwortzettel. Es fallen durchschnittlich nur 5 % durch. Der Grund für das Durchfallen stellen oft Übertragungsfehler dar. Typische Fehler sind: in der Zeile verrutscht, keine Zeit mehr zum Übertragen oder nur ein Teil der Antworten übertragen. Falls Du noch Zeit haben solltest, dann kontrolliere, ob Du richtig übertragen hast.
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